Religions Informationen
Betende Hände braucht unsere Zeit.
Carl Ischer
© Evangelische Brüder-Unität
Herrnhuter Brüdergemeine

Weitere Informationen finden sie hier.
  Allgemeines
   Fundamentalismus

zurück

Fundamentalismus

Wenn wir dieses Wort betrachten so müssen wir uns zuerst über die sprachlichen Ursprünge im klarem sein. Eigentlich ist Fundamentalismus im Christentum beheimatet, denn dieses Wort stammt aus dem Lateinischen, der Kirchensprache der Katholischen Kirche.

      fundamentum = Grund (lage)
      die adjektivistische Entsprechung ist
      fundamental = grundlegend oder schwerwiegend.
Eine fundamentale Frage betrifft das Tragende (Fundament), auf dem das an der Oberfläche Erscheinende in der Tiefe seine Basis hat. Fundamentalist wäre demnach also jemand, der einem Fundament zugewandt denkt und lebt, jemand der für sich die Oberfläche säkularer Erscheinungen durchschaut und sein Leben und Denken aus der tiefer liegenden Rückbesinnung auf tragende Werte einer Transzendenz ausrichtet. Er ist also ein Mensch mit hoher Erkenntnis. Er kennt die tiefen Geheimnisse (Fundament) und wendet diese Erkenntnisse für sein Leben (das sichtbare) an. Dieser Mensch ist also in keiner Weise Rückständig. Heute wird aber in Fundamentalismus etwas Rückständiges und Aggressives gesehen. Historisch wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Fundamentalisten, jene Protestanten bezeichnet, die auf der Basis einer wortgetreu inspirierten stringenten Bibeltreue ein strenggläubiges pietistisches Leben führten, in dem naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Entwicklungen strikt abgelehnt wurden. Auch heute gibt es viele Richtungen mit solchen Wurzeln. Der Begriff ist heute durch die Anwendung auf religiöse Fanatiker, die ihre Ziele auch mit Gewaltanwendung und Terror durchsetzen wollen, auf dem semantischen *) Gut-Böse-Spektrum auf dramatische Weise in die Negativrichtung verschoben worden. Heute werden vielfach andere Kulturen als Fundamentalistisch bezeichnet. Man sieht in der Andersartigkeit eine Bedrohung für unsere westliche Welt. Somit werden Glaubensansichten wie z.B. der Islam als Fundamentalistisch angesehen. Genau genommen ist eine solche Sehensweise aber falsch, wie oben angeführt und zusätzlich diskriminierend. Es ist also im Grunde völlig daneben, wenn man heute, einen sich dem Terror hingebenden Muslim, als Fundamentalist bezeichnet. Er ist schlichtweg ein Terrorist, Gewalttäter und Verbrecher! Er widerspricht mit seinem Leben dem Koran. Er kann also nicht als Mu-min (Gläubiger) bezeichnet werden.

*) Semantik = Lehre von den Wortbedeutungen

zurück

Copyright © 2009 by Falke 1830